2025-07-08

Ein Herz aus Eis und Feuer – Ines Scheithauers leiser Appell ans Leben

ines1.jpegWenn Ines  malt, wird es still. Nicht nur auf der Leinwand – auch in ihr selbst. Inmitten eines Lebens, das zwischen Klinikfluren, Familienalltag und gesellschaftlichen Spannungsfeldern pendelt, schafft sie Räume der Ruhe, der Kraft und der Hoffnung. Ihre Bilder sind mehr als nur Ausdruck – sie sind Begegnung. Mit sich selbst, mit anderen, mit einer Welt, die oft laut und fordernd ist. Und doch offenbart sich gerade in dieser Stille eine ungeahnte Stärke.

Im Gespräch mit der Künstlerin wird schnell klar: Ihre Werke tragen nicht nur Farbe, sondern auch Trost. Sie begleiten Menschen in schweren Lebensphasen, spenden Mut und schaffen Verbindung – zwischen Eis und Feuer, zwischen Schmerz und Schönheit, zwischen Sehnsucht und Sein. Wer Ines begegnet, begegnet einer Frau, die nicht laut schreit, sondern leise leuchtet. Und gerade darin liegt ihre größte Kraft.

ines2.jpegInes, was geschieht in dir, wenn du malst – ist es eher ein Feuer, das dich antreibt, oder eine Stille, die dich trägt?

Es ist die Stille. Wenn ich male, entsteht ein innerer Raum, in dem alles zur Ruhe kommt. Die Gedanken werden leiser, der Alltag rückt in den Hintergrund. Es ist, als würde sich die Welt für einen Moment weiten – und in dieser Weite finde ich Klarheit, Ausgeglichenheit und ein tiefes Gefühl von Verbundenheit. Die Kunst trägt mich – nicht umgekehrt.
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Deine Kunst begleitet Patient:innen in schweren Zeiten – was hat dir selbst geholfen, in schwierigen Momenten nicht aufzugeben?

Es berührt mich immer wieder, wenn ich sehe, was Kunst in einem Menschen auslösen kann – besonders dann, wenn jemand gerade durch eine schwere Zeit geht. Wenn ein Bild jemanden kurz aus dem Klinikalltag herausholt, wenn da für einen Moment kein Schmerz, keine Angst ist, sondern nur Farbe, Form, Ausdruck – dann ist das sehr erfüllend. Diese Rückmeldung gibt mir Kraft. Kunst zu teilen bedeutet auch, Hoffnung und Freude weiterzugeben. Daraus schöpfe ich selbst neue Energie.

Wenn du an das Wandbild aus deiner Schulzeit denkst – was war das für ein Mädchen, das damals den Mut hatte, so groß zu träumen?

Ein stilles, neugieriges Mädchen mit einem starken inneren Wunsch, etwas Schönes in die Welt zu bringen. Die Kunst war schon damals ein Ort, an dem ich mich sicher gefühlt habe – frei von Erwartungen, frei vom Außen. Ich wusste nicht, wohin das alles führen würde, aber ich hatte das Gefühl, dass es meins ist. Und das war genug, um loszugehen.

Zwischen Klinikalltag, Familie und Kunst – wo findest du deinen eigenen inneren Raum?

Besonders im kreativen Tun – wenn ich male, vergesse ich alles um mich herum. Aber auch in den stillen Zwischenmomenten, wenn mich plötzlich ein Gedanke oder ein Bild berührt. Diese Impulse kommen oft unerwartet, und ich versuche, ihnen Raum zu geben – selbst wenn der Tag eigentlich zu voll ist. Manchmal muss man sich diesen inneren Raum bewusst schaffen – aber wenn er da ist, trägt er durch vieles hindurch.

Was möchtest du mit „The Convergence of Ice and Fire“ sagen – ist es ein Bild deines Lebensgefühls oder ein Spiegel der Welt?

Beides. In diesem Bild habe ich versucht, die Kraft und Schönheit der Natur einzufangen – und gleichzeitig ihre Verletzlichkeit. Eis und Feuer stehen für Gegensätze, aber auch für das Gleichgewicht, das unsere Welt zusammenhält. Wir Menschen greifen tief in dieses Gleichgewicht ein, oft ohne uns dessen bewusst zu sein. Trotzdem schenkt uns die Natur jeden Tag ihre Wunder. Dieses Bild ist mein Versuch, diese Verbindung sichtbar zu machen – und ein stiller Appell, wieder hinzusehen, zu fühlen und zu achten.

The convergence of ice and fire (1).jpg

Admin - 19:50:27 @ Allgemein, ARTIST, EXHIBITION | Kommentar hinzufügen



 
 
 
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