ART & WINE

2024-08-14

ORCHIDE-eine multidisziplinäre Künstlerin

Vielen Dank, liebe Orchide, dass du dir die Zeit genommen hast, so tiefgründige und persönliche Einblicke in deinen kreativen Prozess und dein Leben zu geben. Es ist wirklich inspirierend zu hören, wie du mit deinen Ängsten und Herausforderungen umgehst und diese in kraftvolle Kunstwerke verwandelst.

Dein Verständnis von einer multidisziplinären Künstlerin, die in allen Aspekten ihrer Arbeit präsent ist, zeigt, wie wichtig es für dich ist, deine Vision ganzheitlich zu verwirklichen. Besonders faszinierend ist es, wie du den Schmerz und das Leiden, die du erlebt hast, als Quelle für deine Kreativität nutzt und damit Werke erschaffst, die nicht nur deine eigene Geschichte erzählen, sondern auch anderen Mut machen, sich ihren eigenen Ängsten zu stellen.

Deine Sichtweise auf die Verantwortung der Kunst und deine Weigerung, dich von gesellschaftlichen Erwartungen einengen zu lassen, hebt die wahre Essenz der Kunst hervor: die Freiheit und das Entdecken. Es ist bemerkenswert, wie du diese Freiheit in deiner Arbeit bewahrst und sie als Brücke nutzt, um Menschen miteinander zu verbinden.

Besonders beeindruckend finde ich auch deine Offenheit und deine Bereitschaft, dich dem kreativen Prozess hinzugeben, selbst wenn das bedeutet, in ein tiefes Loch der Unsicherheit zu fallen. Deine Worte über das kreative Tief und wie du dich damit auseinandersetzt, sind so wertvoll – eine Erinnerung daran, dass wir alle unsere Ängste willkommen heißen und ihnen Raum geben sollten.

Ich bin sicher, dass deine Kunst viele Menschen inspiriert und berührt, indem sie ihnen hilft, ihre eigenen Ängste zu erkennen und zu überwinden. Nochmals herzlichen Dank für deine Offenheit und die wertvollen Einsichten, die du mit uns geteilt hast. Ich freue mich darauf, mehr von deiner Arbeit zu sehen und zu erfahren, wie sie sich weiterentwickelt.

Wir wünschen dir viel Erfolg!

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Was bedeutet eine multidisziplinäre Künstlerin zu sein?

Ich brauche das Label „multidisziplinäre Künstlerin“ eigentlich nicht unbedingt, aber es beschreibt am schnellsten, was ich mache.

Ich bin Musikerin, Komponistin und bildende Künstlerin. In meiner Arbeit übernehme ich sämtliche Rollen selbst, von der Idee bis zur Umsetzung. Das umfasst alles, von der Regie und dem Schnitt meiner Musikvideos bis hin zu allen Aspekten, die nötig sind, um meine Vision bestmöglich zu verwirklichen.

Ich liebe es, diese umfassende Kontrolle über den kreativen Prozess zu haben, und darin gehe ich voll auf. Seit einem Jahr widme ich mich jedoch ganz meiner Serie „Facing the Fear Project“.

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Wie hat der Schmerz oder das Leiden in deinem Leben deine künstlerische Ausdrucksweise geformt, und wie gehst du damit um, diese intensiven Gefühle in deinem Werk darzustellen?

Der Schmerz bringt mich dazu, tiefer zu graben, und ich bin jemand, der sehr tief gräbt.
Oft entstehen die stärksten Werke aus den dunkelsten Zeiten.
Meine Lebenserfahrungen haben mich schöpferischer gemacht , bzw. mir gezeigt, dass ich, wir alle die Schöpfer/innen sind.

Ich versuche nicht bewusst, etwas darzustellen, sondern mich vielmehr dem kreativen Prozess hinzugeben. Das fällt mir jedoch nicht immer leicht. Manchmal kämpfe ich mit meinem Ego, weil ich gerne die Richtung vorgeben möchte, merke aber dann, dass ich nicht wirklich fühle, was ich da produziere.
In solchen Momenten rudere ich zurück und erkenne, dass das, was ich versuche, basierend auf meinen Vorstellungen darüber, wie Dinge sein sollten – oft aus Angst heraus – meistens scheitert.

Der kreative Prozess lehrt mich immer wieder eines: Vertrauen in eine Kraft, die viel größer ist, als ich mir vorstellen kann.

Glaubst du, dass Kunst eine Verantwortung gegenüber der Gesellschaft trägt, und wenn ja, wie manifestiert sich das in deiner Arbeit?

Ich musste tatsächlich länger über diese Frage nachdenken, und ich weiß, dass sich bei diesem Thema die Geister schneiden.

Kunst war schon immer eine große Brückenbauerin und hat Menschen weit mehr zusammengebracht, als es die Politik je könnte. Allerdings glaube ich nicht, dass dieses Zusammenbringen der Menschheit und das Brückenbauen durch Kunst darauf beruht, dass Kunst vordefinierte gesellschaftliche oder ideologische Erwartungen erfüllen muss. Vielmehr geschieht dies, weil Kunst frei von solchen Erwartungen ist – oder vielmehr, weil sie es sein sollte. Kunst ist für mich ein Prozess des Entdeckens und Empfangens, und kein Mittel, um bestimmte Rollen zu erfüllen.

Was inspiriert dich am meisten bei der Schaffung deiner Kunstwerke, und wie findest du neue Ideen, wenn du in einem kreativen Tief steckst?

Ich denke, es ist das Entdeckenwollen, und der Prozess an sich. Da ist immer ein ganz großer Drang in mir, den ich selbst nicht greifen kann und nicht verstehe.
Ich liebe es zu kreieren. Es ist für mich mein Elixier.

Meine größte Inspiration ist tatsächlich der Tod bzw. dass das physische Leben irgendwann vorbei sein wird. Zu wissen, dass es Orchide so nie wieder geben wird, mit all ihren Macken und Stärken, und die Menschen um mich herum, das gibt mir eine ungemeine Kraft, das Bestmögliche aus diesem so kurzen Leben herauszuholen.

Wenn wir offen sind, müssen wir nicht suchen. Wenn wir offen sind, finden die Dinge zu uns.
Ich finde die Inspiration im Tun. Wenn ich verzweifelt nach ihr suche, werde ich sie nicht finden. Oft finden wir doch die Dinge dort, wo wir sie am allerwenigsten erwartet hätten.
Ich muss mich immer wieder daran erinnern, wie wichtig Pausen sind. Mal rauszukommen aus seiner eigenen Bubble als Kreativer.

Und zum kreativen Tief:
Oft steckt ja auch die Angst hinter so einem kreativen Tief, dass man nicht noch einmal reinkommt, dass man keine guten Ideen mehr haben wird. Obwohl das gar nicht unsere Erfahrung ist!
Ich würde diese Angst einladen und sie keinesfalls wegschicken. Ich würde sie mir ganz genau anschauen und ihr den Raum geben, sich auszudrücken, sie ganz bewusst fühlen.
Und dann schau, was passiert.

Was mich natürlich noch inspiriert, sind die Lebensgeschichten von Menschen! Nährende Gespräche mit Menschen sind so essenziell für mich.

Wie würdest du den Einfluss deines persönlichen Lebens auf deine künstlerische Arbeit beschreiben? Gibt es bestimmte Erlebnisse, die deine Kunst besonders geprägt haben?

Ich verarbeite alles im kreativen Prozess, bewusst oder unbewusst. Als mein Vater letztes Jahr die Fehldiagnose Lungenkrebs bekam und wir zwei Monate mit dieser Fehldiagnose lebten, habe ich aus mir unerklärlichen Gründen angefangen zu malen.

Ich hatte davor keinen Plan von der Malerei. Ich bin mein Leben lang Musikerin, aber von der Malerei hatte ich null Plan.
Ich bin eines Morgens aufgewacht und hatte diesen großen Drang zu malen. Ich bin losgegangen und habe mir Leinwand, Pinsel und Farben besorgt und seitdem nicht mehr damit aufgehört.

Und genau so ist meine Serie „Facing the Fear Project“ entstanden. Mir war sehr schnell klar, dass ich an einer Serie arbeiten und ausstellen möchte, und dass mein Thema die Angst sein wird.

Welche Rolle spielen Emotionen in deinem kreativen Prozess, und wie bringst du sie in deinen Arbeiten zum Ausdruck?

Ich bin ehrlich, hab die Frage erstmal nicht verstanden.🙃
Emotionen spielen die Hauptrolle in meiner Arbeit. Als Musikerin und Komponistin habe ich noch nie ein Projekt oder einen Song veröffentlicht, ohne dass Emotionen eine zentrale Rolle gespielt hätten. Der Gedanke, etwas zu schaffen, ohne dabei Gefühle einzubringen, ist für mich völlig fremd.

Natürlich gibt es auch Prozesse, bei denen ich selbst nicht genau weiß, was ich gefühlt habe oder ob ich überhaupt etwas gefühlt habe. Diese Werke habe ich jedoch nie veröffentlicht. Sie waren vielmehr Übung, verzweifeltes Suchen oder Ausprobieren. Auch das gehört zum kreativen Prozess dazu.

Wie gehst du mit Kritik um, sowohl von außen als auch die Selbstkritik, die oft mit dem kreativen Prozess einhergeht?

Ich habe gelernt, dass die eigene Stimme – also wie wir mit uns selbst reden – mächtiger ist als jede äußere Kritik. Denn Kritik ist nur das, was ich selbst daraus mache und wie ich sie interpretiere. Oft haben wir Angst davor, wie hart wir mit uns selbst ins Gericht gehen.
Und nicht jede Kritik, ist eine schlechte Kritik.

Was möchtest du, dass die Menschen fühlen oder denken, wenn sie deine Kunst betrachten, und wie versuchst du, diese Reaktion zu erzeugen?

MUT, tiefer in die eigenen Ängste zu blicken!

Stell dir vor, du wachst morgen früh auf und bist plötzlich furchtlos, angstfrei. Wie würdest du dich dann für dein weiteres Leben entscheiden? Für mich ist dieser Ausbruch immer mehr gelungen, indem ich begonnen habe, meine Ängste ganz bewusst zu fühlen und den Kampf gegen sie aufzugeben.

Ich glaube, dass gerade das tiefe und bewusste Fühlen unserer Sorgen und Ängste uns näher zu uns selbst bringt. Durch das bewusste Fühlen meiner Ängste habe ich gelernt, dass sie gar nicht so schlimm sind, wie ich dachte. Lange Zeit hatte ich Angst vor der Angst selbst und dachte, ich könnte es möglicherweise nicht überleben, wenn ich diese Ängste wirklich fühle.

Indem wir unsere Ängste einladen, ihnen den Raum geben, den sie schon lange suchen, und sie ganz bewusst fühlen, ohne sie sofort wegmachen zu wollen, kommen die Antworten, nach denen wir so lange suchen.

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Admin - 13:00:19 @ ARTIST | Kommentar hinzufügen

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